Colony Collapse Disorder


Colony Collapse Disorder

Liebe Züchter/Landwirte,                                                 14. März 2007

Ich habe viele Anrufe bekommen wegen der Medienberichte bezüglich des so genannten „Colony Collapse Disorder“. Nun werde ich versuchen so gut wie möglich zu erklären was da in der Bienenzucht vor sich geht.

Es scheint, dass seitdem wir 1987 die Varroa Milbe entdeckt haben unsere Branche von einer Krise nach der anderen gebeutelt wird. Ich bin sicher viele von Ihnen sind auf dem Standpunkt, dass sie nichts mehr von den Problemen hören wollen, in denen unsere Bienenindustrie tief drinnen steckt. Nun ich kann Ihnen versichern, dass es nicht angenehm ist jede dieser großteils andauernden Krisen miterlebt zu haben beziehungsweise mitzuerleben. Ich wünschte ich könnte ein paar Jahre mit ihren Problemen wegnehmen und jedem ehrlich sagen, dass wie „ein gutes Leben“ in unserem Bienengeschäft führen, doch leider ist dies nicht der Fall.

Colony Collapse Disorder (CCD) ist eines der ernstesten Probleme mit denen die Bienenzucht je konfrontiert wurde. Ich habe viele Imkerfreunde, die seit November zwischen 50% und 95% ihrer Bienenstöcke verloren haben. Ich las Katastrophenberichte aus Kalifornien, wo jetzt mehr als eine Million Bienenvölker die Mandelkulturen bestäuben sollten. Bienenvölker, die noch im frühen Jänner voll mit gesunden Bienen zu sein schienen, sind nun leere Stöcke mit ein paar kranken und sterbenden zurückgebliebenen Bienen. Einem Imker aus Texas, der ursprünglich 10.000 Bienenvölker bewirtschaftete, sind weniger als 1.000 geblieben. Ein Bienen- und Königinnenzüchter aus Georgia, der normalerweise die Imker im Norden im Frühling beliefert, musste letzten Montag alle Bestellungen stornieren. Es gibt Spekulationen, dass bereits 150.000 oder mehr Bienenvölker landesweit verendet sind, doch das ist nur eine Schätzung da genaue Zahlen unmöglich sind solange das Bienensterben kein Ende nimmt.

Unglücklicherweise war ich der erste, der CCD auf einem seiner Standplätze im Süden von Tampa, Florida im November 2006 entdeckte. Im Oktober brachte ich einige Ladungen Bienen aus Pennsylvania und New York nach Florida. Sie schienen starke, gesunde Bienenvölker zu sein. Doch Mitte November waren auf mehreren meiner größeren Standplätze nur mehr weniger als 10% der Völker am Leben. Ich kontaktierte Leute aus Penn State und dem Pennsylvania Department für Landwirtschaft und USDA. Sie baten mich ihnen sowohl die toten als auch die kranken Bienenvölker zur Laboranalyse zu bringen. Die ersten Ergebnisse waren sehr rätselhaft. In den Mitteldärmen der toten Bienen waren Spuren von Pilzen, Amöben und unverdautem Pollen zu finden (sehen Sie dazu die Website MAAREC.org unter CCD). Es gibt keine Aufzeichnungen in der Bienenforschungsliteratur über diese Arten von Krankheitserregern, die in den Bienen gefunden wurden. Während das in Florida geschah, kamen auch Berichte von mehreren anderen Staaten, wo es zu größeren Bienenverlusten als normal gekommen war. Beim Kongress der Amerikanischen Bienenzüchter Vereinigung  Mitte Jänner in Austin, Texas, wurde über eine große Anzahl an toten Bienenvölkern in 22 Staaten berichtet. Vor zwei Wochen trafen sich Forscher aus dem ganzen Land in Stuart, Florida um sich über CCD zu beraten.  Ich war gemeinsam mit 10 anderen Imkern aus den USA dort.

Es stellte sich als sehr schwierig dar, herauszufinden was den Bienen passiert ist! Zuerst dachten viele von uns, dass wir es mit einem neuen durch Milben übertragenen Virus zu tun hätten oder dass die Varroa Milbe daran schuld sei. Doch die Symptome von CCD waren ganz anders als jene die wie von Milbenschäden aus der Vergangenheit kannten. CCD bringt vier spezielle Merkmale mit sich, die zwar verwirrend sind jedoch im ganzen Land auftreten. Erstens einige bezeichneten CCD als „Verschwindens Krankheit“ weil die Bienen buchstäblich verschwunden sind. Zweitens hinterließen die Bienen Brutnester (Jungbienen) und volle Honigwaben, jedoch kamen keine anderen Bienen um den Honig zu rauben wie das üblicherweise passiert. Drittens wagten sich der kleine Beutenkäfer und die Wachsmotte für mindestens 3 Wochen nicht in die Stöcke, fast so als ob etwas Giftiges darin wäre. Ein weiteres Problem erfuhren die Imker ebenfalls schnell. In der Praxis stellt man einen leeren Bienenstock auf einen Lebenden rauf um ihn wieder mit Bienen zu füllen. Wenn man allerdings einen Stock in dem ein Volk durch CCD verendet ist auf ein gesundes Bienenvolk stellt, so verendet dieses. Daraus schließen wir, dass sich in an CCD erkrankten Bienenvölkern etwas Giftiges befindet. Wenn solche vergifteten Stöcke allerdings mehrere Wochen ausgelüftet wurden, schien auch das Gift zu verschwinden. Das letzte Symptom ist, dass die toten Bienen immer Pilze in ihren Mitteldärmen und manchmal auch im ganzen Körper hatten.

Die große Frage ist also: Was tötet die Bienen? Wie ein Sprecher der CCD Arbeitsgruppe (bestehend aus Forschern, Bauern, Vertretern der Universitäten und Führer der Industrie) berichtete, hat die einleitende Arbeit mehrere Faktoren identifiziert, die zur Entstehung von CCD beisteuern oder es sogar verursachen könnten. Unter diesen Faktoren sind mit Milben assoziierte Krankheiten und Virus, einige durch unbekannte Erreger ausgelöste Krankheiten sowie die Kontaminierung durch Pestizide und Vergiftungen. Ich selbst war von Anfang an in den CCD Gruppendiskussionen. Ich hatte detaillierte Gespräche mit betroffenen Imkern, Forschern, Bieneninspektoren, Züchtern, Bauern, Repräsentanten der Saatgut Firmen und überhaupt jedem, der nützliche Informationen beisteuern könnte. Die Situation betraf viele Leute in dieser Industrie extrem.

Umweltschadstoffe haben Vorrang in der Forschung. „Neonicotinoids“ sind eine relativ neue Klasse von Pestiziden, die stark eingesetzt wurden und von denen man weiß, dass sie für Bienen giftig sein können. Deswegen macht es Sinn, dass man sie genauer betrachtet.

Obwohl das Problem in den USA weit verbreitet ist, sind nicht alle Imker davon betroffen. Das ist ebenfalls eine wichtige Information um das Rätsel zu lösen.

Die am meisten betroffen Imker hatten ihre Standplätze in der Nähe von Mais-, Baumwolle-, Sojabohnen-, Raps-, Sonnenblumen-, Apfel-, Weintrauben- und Kürbisfeldern. Könnte es sein, dass diese Anbaupflanzen die Bienen töten? Was hat sich in den letzten Jahren in der Anbaupraxis verändert, das diesen Effekt haben könnte? Zuerst taten viele Imker die Möglichkeit einer Pestizidverseuchung ab, weil es bei den Sammelbienen auf den Pflanzen keine Anzeichen auf Krankheit oder Tod gab. Weiters war es in der Vergangenheit anerkannt, dass Sojabohnen und Bauwolle gute Anbaupflanzen waren um Honig zu produzieren und dass Mais eine exzellente Pollenquelle darbot. Auch die Bestäubung der Äpfel, Weintrauben und Kürbisse war akzeptable obwohl sie durch das ständige Ausfliegen der Bienen Stress und Königinnenverluste verursachte. Die Bienen starben nicht im Sommer während diese Pflanzen blühten sonder meist einige Monate später im Spätherbst oder Frühwinter. Im Herbst und Winter 2004 und 2005 kam es in den Mittelwestern Staaten zu ähnlichen Ausfällen. Dieses Jahr waren die Verluste weiter im Land verbreitet und viel größer.

Im Gespräch mit Landwirten, Züchtern und Repräsentanten der Saatgut und Schädlingsbekämpfungsfirmen haben wir herausgefunden, dass es bei der Verwendung von Pestiziden bei diesen Anbaupflanzen zu großen Veränderungen gekommen ist.

Wir sind nur Imker, keine Insektenkundler, Chemiker oder Biologen, trotzdem nehmen wir nun einen Crashkurs bezüglich der Wechselwirkung zwischen Insekten und Pestiziden. Vor dem November letzen Jahres wusste ich sehr wenig über  „Neonicotinoids“. In den letzten drei Monaten musste ich allerdings mehr über die neuen Pestizide erfahren als mir lieb war. Von meinem Standpunkt aus bin ich nun überzeugt, dass „Neonicotinoids“ eine Rolle bei CCD spielen und die Aufdeckung dieses Materials liegt in unserer Hand.

Aus meinen Internetnachforschungen lernte ich, dass „Neonicotinoids“ systematische Insektizide sind, die benützt werden um Pflanzensaft saugende Insekten zu kontrollieren, besonders bei Mais, Bäumen, den meisten Gemüsearten, Moosbeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, Baumwolle, Rasen, Wald, Raps und Zierpflanzen.

Ich denke, dass der Grund warum  „Neonicotinoids“ so schädlich für Honigbienen sein könnten darin liegt, dass sie in ganz geringen „subletal“ Mengen in den Pollen und im Nektar der Pflanzen gefunden wurden. Die Feldbienen sterben oft nicht während sie den Nektar und die Pollen der behandelten Pflanzen sammeln. Üblicherweise treten die Symptome erst auf wenn die natürlichen Nektar- und Pollenquellen weniger werden und die Bienen ihre Vorräte verwenden um die Brut großzuziehen. Die mit dieser Nahrung großgezogenen Jungbienen weisen Gedächtnisschwund und eine beeinträchtigte Immunabwehr auf. Es gibt zwei Dinge, die das Volk dann endgültig töten können: erstens der Verlust der meisten ausgewachsenen Bienen, weil kranke Sammlerbienen nicht mehr zu ihrem Stock zurückkehren (Verschwindens Krankheit) und zweitens haben die im Stock zurückgebliebenen Jungbienen ein so schwaches Immunsystem, dass normale Krankheitserreger wie Pilze sie überwältigen können. Das Ergebnis ist ein toter Stock mit Krankheitserregern in der zurückgelassenen toten und sterbenden Brut. Natürlich treten diese Symptome erst mehrere Monate nach dem Einwirken der  „Neonicotinoids“ auf und bis vor kurzem schien kein Zusammenhang zu bestehen.

Es wurden viele Proben aus den toten und sterbenden Bienenvölkern entnommen und Tests durchgeführt in verschiedenen Teilen des Landes.

Obwohl ich mehr als 2.000 meiner 2.950 Bienenvölker hier in Florida im Oktober verloren haben, fühle ich mich glücklich wenn ich mit anderen Imkern des Landes spreche, die 80-95% Verluste verzeichnen mussten. Seit November sind wir damit beschäftigt unsere Bienen zu füttern und mit ihnen zu arbeiten um sie wieder aufzubauen und auch Australische Bienen zu importieren um circa 400 Bienenstöcke für viel Geld wieder zu befüllen.

Ich bin sehr besorgt ob ich in der Lage sein werde in der kommenden Saison die Belastung auf meine Bienenvölker zu minimieren und sie vor dem was sie tötet zu schützen. Ich hoffe, dass wir Möglichkeiten haben werden unsere Bienen gesund zu halten.

Obwohl wir etwas darüber wissen was unsere Bienen tötet, gibt es nur wenig, das von den Aufsichtsbehörden getan werden wird um uns zu helfen. Wir brauchen hierfür die Kooperation unserer Bestäubungskunden. Es ist etwas Individuelles mit dem die Bauern uns helfen können. Mein größter Kunde, Jasper Wyman and Sons Blueberry Co., hat mir bereits sein Wort gegeben, dass sie diese Produkte nicht für ihre Heidelbeeren verwenden werden. Ich möchte mich dafür bedanken, dass sie in dieser Angelegenheit den Anfang gemacht haben. Ich appelliere an Sie als Landwirt, überlegen Sie sich was Sie letztes Jahr verwendet haben und was Sie dieses Jahr verwenden könnten. Wenn irgendwie möglich benutzen Sie bitte etwas Anderes als diese Produkte. In der Anlage finden Sie eine Liste der „Neonicotinoids“ mit ihren Markennamen.

Wenn Sie als Landwirt denken, Sie müssen diese Produkte benützen, sprechen Sie bitte mit mir bevor dir Honigbienen bei Ihren Anbauflächen aufgestellt werden. Wir als Imker müssen alles in unserer Macht stehende tun um die Belastung zu minimieren.

Wir brauchen auch die Hilfe der Landwirte um vor den gewählten Vertretern in Washington D.C.  die Wichtigkeit der Honigbienen für die Bestäubung der Anbaupflanzen zu betonen. Die Bienenindustrieführer haben hart dafür gearbeitet mehr Geld für die Bienenforschung im Land zu bekommen. Die neue „Farm Bill“ ist kürzlich vom Kongress Komitee entwickelt worden. Wir versuchen mehr Förderungen für USDA und die Bienenlabors der Universitäten zu bekommen. Es gibt so viele Faktoren die zur Gesundheit der Honigbiene aber auch zu Krankheiten beisteuern und darüber wissen wir so wenig. Wir müssen die Lernkurve dramatisch beschleunigen um herauszufinden wie wir die Bienen am Leben erhalten können. Die politische Unterstützung der Landwirte wird ausschlaggebend sein um die Forschung zu finanzieren damit wir hoffentlich gute, gesunde Bienen zur Bestäubung liefern können.

Ich möchte mich für die Länge meines Schreibens entschuldigen aber ich erachte es als so wichtig, dass Sie darüber Bescheid wissen.

Es werden für die Bestäubungssaison 2007 Honigbienen für Sie verfügbar sein. Die Preise werden jedoch aufgrund dieser Probleme höher sein. Sie können mich kontaktieren oder ich kontaktiere Sie bevor die Bestäubungssaison beginnt um Ihren Bedarf abzuklären.


Wie immer sind jegliche Kommentare, Fragen oder Vorschläge über die Informationen die ich präsentiert habe, willkommen. Sie können mich erreichen unter 813-713-1239 oder 352-583-2796. Nach dem 20. April erreichen Sie mich unter 813-713-1239 oder 570-568-2337 oder per E-mail unter buffybee@sunlink.net.

Herzlichen Dank,

David Hackenberg
HACKENBERG APIARIES
1466 Crossroads Dr.
Lewisburg, PA  178237


Originalbrief in Englisch
Übersetzung ins Deutsche von Tanja Luftensteiner