Biene mit Weltruf
Die Carnica, die österreichische Biene mit Weltruf.
Kurzfassung des Vortrages von ÖR Wolfgang Singer anlässlich der Arbeitstagung der ARGE CARNICA an der Steir. Imkerschule in Graz


1947 begann meine Imkerlaufbahn mit dem Kauf von zwei Bienenvölker vom Züchter Jakob Wrisnig aus Kindberg in der Steiermark. Da ich eine Ausbildung in Tierzucht hatte war mein erstes Gebot zum Erfolg „Prüfung, Auslese und Zucht“. Koppelung alter Erfahrungen mit neuen Erkenntnissen wurde mein Grundsatz. Den Aufbau meiner Imkerei verband ich mit einer umfangreichen Prüfung der Carnica-Biene. Ich studierte die Verhaltensweise der Biene, ihre Reaktion auf imkerliche Eingriffe und ihre Umweltanpassungsfähigkeit.

Am Apimondia-Kongress 1965 in Bukarest konnte ich mit namhaften Züchtern der Welt viele Fachgespräche führen. Große Anerkennung für meine Zuchtarbeit wurde mir von Prof .Dr. Alpatov aus Russland, Prof .Dr. Örösi Pal aus Ungarn, Dr. Oschmann aus Ost-Deutschland und Prof .Dr. Rashad aus Ägypten zuteil und im Gespräch mit Bruder Adam erhielt ich für meine Zuchtarbeit volle Zustimmung und er verwies auf die Aussagen über die Carnica in seinem Buch. Nachfolgend wortgetreue Auszüge aus Bruder Adams’s Buch „Auf der Suche nach den besten Bienenstämmen“. >Eine der vorzüglichsten Eigenschaften der Carnica ist ihre Sanftmut, soweit unsere Erfahrung reicht, ist es die zahmste Bienenrasse. Von weiteren wichtigen Vorzügen möchte ich nur die unvergleichliche Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit und Flugkraft der Carnica erwähnen. Die Ausdauer der Carnica grenzt ans Unglaubliche. In Celle / Deutschland werden drei Rassen für vergleichende Versuche gehalten: zur Carnica noch die Nigra und ein italienischer Stamm. In den Jahren 1948 und 1949 wurden folgende Erträge (Honigernte plus Wintervorrat) ermittelt, ausgedrückt in Prozenten: Italiener 79,9 %, Nigra 85,8 %, Carnica 146,1 %. . Eine bemerkenswerte und höchst wichtige Tatsache muss bei der Bienenrasse Carnica noch erwähnt werden, das vollständige Fehlen von Brutkrankheiten im ganzen ursprünglichen Verbreitungsgebiet. In Mitteleuropa hat die Carnica Rasse große Verbreitung und eine allgemeine Beliebtheit errungen. Sie wird dort, mit einer gewissen Berechtigung, vielerseits als die „beste Biene“ betrachtet.
Dr. Friedrich Ruttner schrieb in das 1966 erschienene Buch von Bruder Adam das „Geleitwort“ und dieses Vorwort war der Anlass dass die deutschen Berufsimker eine Studienfahrt zu Bruder Adam machten – und es wurden die ersten Buckfast-Königinnen nach Deutschland importiert. Dem Siegeszug der Österreichischen Carnica-Biene tat das aber keinen Abbruch. Der Export von mehr als einhunderttausend Bienenköniginnen „Carnica Singer“ ® in 56 Staaten seien dafür eine Bestätigung.20 Jahre nach dem Import der „Buckfast-Kreuzumgsbiene“ in Deutschland fand diese Biene auch in Österreich Verbreitung.
Mit Kunstrassen durch Kreuzungszucht gibt es weltweit große Schwierigkeiten, weil damit ein erfolgreiches Imkern auf lange Sicht nicht garantiert ist und das Ausgangsmaterial dieser Züchtung als Depot nicht erhalten werden kann.. Ein Hybrid mit Heterosiseffekt zeigt in der F1 Generation oftmals sichtbare Erfolgsresultate, ist in weiteren Generationsfolgen jedoch unwirtschaftlich und daher unbrauchbar, sodass der Hybrid (ein Mischlingsprodukt das im Lexikon mit „Blendling“ bezeichnet wird) eine laufende Neubeweiselung im bestimmten Turnus erfordert. Ein erfahrener Imker und Züchter weiß, dass er eine Kreuzungsbiene wie die „Buckfast“ alle zwei Jahre mit einer neuen Zuchtkönigin beweiseln muss. Ein Hobby-Imker, der jedoch glaubt dass er mit dem Kauf einer Buckfast-Königin für viele Jahre einen gesicherten Erfolg hat unterliegt hier einem Irrtum. Durch die Abgabe von Buckfast-Königinnen an kleine Imkereibetriebe im Carnicaschutzgebiet läuft Österreich Gefahr, durch die Unterwanderung innerhalb kürzester Zeit ein unwirtschaftliches Rassengemisch von Bienen zu beherbergen. Herr Ing. Josef Ulz, Präsident des Österreichischen Imkerbundes, schreibt in seinem Bericht „Rundreise nach Nordirland und Südengland“ in der Fachzeitschrift Bienenvater Heft 11/2005. >Heute hat man den Eindruck, dass die große Aufbauarbeit von Bruder Adam in Hinblick auf Zucht und Rassenkreuzung nicht mehr weitergeführt wird, sondern nur mehr eine normale Selektionszucht, wie sie bei uns viele Züchter machen. Im Gespräch mit englischen Berufsimkern wurde uns immer wieder gesagt, dass in England die „Buckfastbiene“ keine Bedeutung hat und nur die Mitteleuropäer sich diesbezüglich die Köpfe einschlagen.
Die neuen EU Länder (Teilgebiete der ehemaligen Österreichischen Monarchie), laut Presseberichten derzeit mit einem doppelt so hohen Wirtschaftswachstum wie Österreich, haben sich aus ökonomischen und wirtschaftlichen Überlegungen für die Zucht der Carnica entschieden. Dazu ein Bericht aus der Fachzeitschrift Bienenvater Heft 4/2005. >“Zuchtaktivitäten bei der Carnicabiene“. In einer Reihe von Ländern (Tschechien, Slowakei, Ungarn, Kroatien und Slowenien) darf laut Gesetzt nur die Carnica gehalten werden. In Österreich sind die Bundesländer Kärnten, Steiermark, Niederösterreich und Wien gesetzlich festgelegte Carnicaschutzgebiete. Im Bundesland Salzburg dürfen nur Carnica und Mellifera gehalten werden. Laut Tab.1, die Anzahl der jährlich produzierten Carnica Reinzuchtköniginnen nach Angaben von Experten der jeweiligen Länder. Deutschland – 48.000 Carnicaköniginnen. Kroatien – 40.000 Carnicaköniginnen. Österreich – 50.000 Carnicaköniginnen. Schweiz – 16.500 Carnicaköniginnen. Slowakei – 8.500 Carnicaköniginnen. Slowenien – 41.000 Carnicaköniginnen. Tschechei – 30.000 Carnicaköniginnen. Ungarn – 40.000 Carnicaköniginnen. Das ergibt eine Gesamtanzahl von 274.000 Carnicaköniginnen.< Noch liegen wir mit der Zucht der Carnica an der Spitze und Österreich mit der Tradition die Carnica für die Weltimkerei selektioniert zu haben, hat aus nationaler und wirtschaftlicher Überlegung die Verpflichtung diese Errungenschaft in der Imkerei zu wahren und fortzusetzen.
Dass in den Bundesländern Salzburg und Tirol einige Imker die dieserorts beheimatete Mellifera-Biene züchten und erhalten ist sehr anerkennenswert. Mein öffentlicher Dank gilt den Imkern und Funktionären dieser Bundesländer die uns beweisen, dass durch Verständnis, gegenseitige Achtung und Toleranz ein friedliches Nebeneinander mit zwei gegensätzlichen Bienenrassen möglich ist. „Nur wenn ich weiß welche Biene mein Nachbar hat gibt es ein ehrliches Nebeneinander und friedliches Auskommen“. Die Carnicaschutzgebiete in den Bundesländern Kärnten, Steiermark, Niederösterreich und Wien sind gesetzeskonform. Beim Steirischen Landesimkertag 2003 haben in einem Referendum die anwesenden Delegierten aller Bienenzuchtvereine einstimmig die Carnica gewählt. Beim Niederösterreichischen Landesimkertag brachte die Abstimmung ebenfalls eine einstimmige Wahl für die Carnica. Wir leben in einem demokratischen Land wo die mehrheitliche Meinung der Bevölkerung Aussagekraft und Anerkennung bewirkt. Dieses demokratische Gesetz muss auch in der Imkerei unseres Landes Gültigkeit haben und folglich ist die Österreichische Carnica, unsere heimische Biene, von allen verantwortungsbewussten Imkerkollegen und Imkerkolleginnen zu akzeptieren und zu schützen..
Ök. Rat Wolfgang Singer
Bienenzucht– und Lehrstation
CARNICA SINGER
A-3251 Purgstall an der Erlauf
www.carnica-singer.at
Bienenzucht– und Lehrstation
CARNICA SINGER
A-3251 Purgstall an der Erlauf
www.carnica-singer.at