Warum Carnica?

Warum imkern wir in der Steiermark mit der Carnica?

Vortrag bei der Jahreshauptversammlung des BZV Mariazell von WL IM Wilma Scherjau


Die Vorteile der Carnica in meinem Betrieb.
Vorstellung – IM WL Wilma Scherjau
ACA Zucht und Prüfbetrieb
Ca. 100 Bienenvölker
Wir imkern im Einheitsmaß, mit Hoffmannrähmchen
Unser Heimstand befindet sich südlich von Graz in Pirka
Wir wandern in den Raps, Akazie, Kastanie und in die Waldtracht.

Die Carnica

Die Carnica, auch Kreinerbiene, genannt, kommt ursprünglich aus dem Balkanraum und ist bei uns in Kärnten, Steiermark und Niederösterreich beheimatet.
Seit tausenden von Jahren hat sich die Carnica hier entwickelt und dabei allen ökologischen Gegebenheiten angepasst.
Dank ihrer vielen Vorzüge ist sie heute in ganz Europa und darüber hinaus zu finden. Doch bei uns, (Steiermark) wo man die Carnica ausdrücklich gesetzlich geschützt hat, ist die Einkreuzung fremder Gene in heimischen Bienenpopulationen immer wieder Streitpunkt. Man sollte bei solchen Diskussionen die Besonderheiten der Paarungsgewohnheiten und der Vererbungslehre (Parthenogenese der Drohnen) der Bienen, berücksichtigen.


Äußere Rassenmerkmale der Carnica.

Das Chitin ihres Panzers ist dunkel, die Filzbinden sind breit und dicht, das Überhaar ist kurz, deshalb erscheint sie grau und pelzig. Die Carnica darf Panzerzeichen aufweisen, und zwar in Form von helleren Ecken oder sogar Ringen, aber nicht in gelb sondern in lederbraun sollten diese Panzerzeichen sein.Gekört wird unter anderem mit Hilfe des Cubital-Index (Flügelindex) bei der Carnica 2,4-3,0 (2,7 Mittel)Die Rüssellänge ist auch ein wichtiges Merkmal, da unsere Carnica hier mit einer Länge von 6,4 -6,8 mm im Mittelfeld liegt, ist sie gut für die verschiedene Trachtnutzung geeignet. Sie kann Rotkleetracht nutzen und auch noch Heidetracht. Die Kaukasia liegt mit einer Rüssellänge von 6,8-7,0 mm an der Spitze.


Frühbrüter

Die Carnica überwintert in geringer Volksstärke, und benötigt deshalb relativ wenig Winterfutter. Sie verträgt niedrige Temperaturen und kann lange im Stock bleiben ohne auszufliegen. Sie holt im Frühjahr zeitig, in punkto Volksstärke auf.
Bei guter Pollenversorgung, die in unseren Breiten im Frühjahr meist gegeben ist, gibt es eine sprunghafte Entwicklung der Volksstärke.
Die Carnica vermag die Frühtracht aus Obstblüte und Löwenzahn mit den begleitenden Bienenweidepflanzen des Frühlings und Vorsommers als vollwertige Honigtracht zu nützen. Für die Rapstracht steht uns im Mai schon ein starkes Volk zu Verfügung.


Anpassungsfähigkeit

Die Carnica ist vom Flachland (pannonisches Klima) bis ins Bergland (alpines Klima) einsetzbar, da die Carnica die mannigfaltigen Vegetations- und Floraformen ausnützen kann.
Das ist Wichtig in unserem Betrieb, da wir zur Frühtracht im Flachland anwandern, und die Waldtracht auf der Alm ernten wollen.
Recht früh im Jahr, Anfang Mai, stellen wir schon Völker in die Rapstracht und danach in die Akazie. Wir haben Bienen in der Oststeiermark, Obstbau Klima, und dadurch eine gute Frühjahrsentwicklung, und in Graz –Umgebung, wo wir Ableger aufbauen können für die Kürbisbestäubung, und diese an die Bauern vermieten.
Bei unseren Heimatständen können wir Wald-Blüten Honig ernten, auch wenn die Völker mitten im Wald stehen. Deshalb müssen wir die Waldtracht anwandern, dazu wandern wir mit den Bienen auf die Almen der Obersteiermark ca. 900 – 1000m Seehöhe. Weiters wandern wir die Kastanientracht in der Weststeiermark an. Kastanienhonig ist zurzeit sehr begehrt.
Für die Anpassungsfähigkeit der Carnica spricht auch dass sie im Gebirge gehalten wird. Bei der Wanderlehrer Tagung in Tirol, haben wir einen Imkerkollegen auf 1700 m Seehöhe besucht. Er erntet Alpenrosenhonig und Heidehonig.


Legetüchtigkeit

Die Carnica Königin ist sehr legefreudig, ihre Arbeiterinnen sind sehr pflegeeifrig. Unter diesen Voraussetzungen kann das Volk günstige Trachtperioden optimal nützen. Wie viel Brut gepflegt wird entscheiden die Arbeiterinnen, unter Berücksichtigung der äußeren Bedingungen. Deshalb reagiert die Carnica bei Trachtlücken in folge von Schlechtwettereinbrüchen mit Brutrückgang, dass spricht für die Anpassungsfähigkeit, und kann mit Pflegemaßnahmen ausgeglichen werden wenn es notwendig ist(Futterstrom für die Brutversorgung). Andererseits, durch diesen Brutrückgang bei Trachtlücken wird der Eigenbedarf an Futter (Honig) gesenkt.


Schwarmträge Biene

Der Carnica wurde lange Zeit ein ausgeprägter Schwarmtrieb nachgesagt, das kam daher, weil anfangs die Bienen in besonders kleine Kästen gehalten wurden, um eventuell eine rasche Vermehrung durch schwärmen, herbei zu führen, so wurde regelrecht auf Schwarmtrieb selektiert. Heute hat man das Rückgängig gemacht, allerdings muss man auf die rasante Entwicklung der Carnica reagieren, und ihr den benötigten Raum, für Brut und Honig geben, sonst muss sie schwärmen.


Eifrige Sammlerin

Die Carnica ist bestrebt einen großen Honigvorrat anzulegen, das ist es, was wir Imker von den Bienen wollen, und wenn wir die Voraussetzungen bieten, dann bringt die Carnica eine gute Honigernte. Voraussetzung dafür ist ein guter Standplatz, Trachtangebot und genug Raumgabe.
Die Carnica bietet für ihren Imker nicht nur Honig, sondern auch alle anderen Bienenprodukte, wie: Bienenwachs, Propolis, Blütenpollen, Gelee Royale, eventuell auch Bienengift


Blütenstet

Ganz wichtig für die Umwelt ist die Bestäubungstätigkeit der Bienen. Deshalb auch der gute Ruf der Bienen in der Öffentlichkeit. Ein Bienenvolk sucht sich eine Trachtart aus, und befliegt diese solange sie ergiebig ist, die Bienen eines Volkes fliegen von Apfelblüte zu Apfelblüte und von Löwenzahn zu Löwenzahn. Darauf können wir Imker hinweisen, denn, Honig kann man Importieren, aber Bestäubung nicht.
Die flächendeckende Bestäubung wird vorwiegend von unseren Bienen erledigt, da der Lebensraum für andere bestäubende Insekten recht reduziert ist.
Das sollte in der Öffentlichkeit anerkannt werden.
Außerdem profitieren wir Imker von der blütensteten Eigenschaft, indem wir sortenreinen Honig ernten können.


Waldtrachtnutzung

Die Waldtrachtnutzung ist ein weiteres Plus für unsere Carnica, da nicht jede Bienenrasse in der Lage ist den Honigtau aufzuspüren, und zu nützen. Die Carnica ist von jeher die Waldtrachtbiene gewesen. Bei diversen Feldversuchen hat die Carnica diesbezüglich am besten abgeschnitten


Anflugfest

Die Carnica verfliegt sich selten, daraus kann man schließen, dass die Königin eine gute Pheromonausschüttung hat, und die Harmonie im Volk stimmt. Auch die Wächterbienen haben es leichter die stockeigenen Bienen zu erkennen, und können Räuber besser identifizieren. Versuche haben ergeben, dass die Italienerbiene nicht so gut nach Hause findet.


Baufreudig

In unserem Betrieb lassen wir die Bienen sehr fleißig bauen, weil ein junger Wabenbau sehr wichtig ist für die Stockhygiene. Die Völker sind widerstandsfähiger gegen Krankheiten.
Für Qualitätshonig soll nur aus hellen Waben geerntet werden. Mit der Carnica ist das kein Problem.Zu unserer Betriebsweise gehört das Einlegen der Bausperre. Sie verhindert dass in den hohen Boden gebaut wird. Es war immer eine mühsame Arbeit, den Wildbau zu entfernen. Die Königin war in Gefahr, weil sie sich gerne auf den, Unterbau (vorwiegend Drohnenbau), aufhielt.
Den Bautrieb nützen wir um Mittelwände ausbauen, und Drohnenrähmchen bauen zu lassen. (Drohnenbrut ausschneiden ist eine biotechnische Maßnahme um den Varroadruck zu senken) (Nur bei Vatervölker lassen wir die Drohnen schlüpfen.)


Putztrieb

Der Putztrieb ist für die Bienen als Hygienemaßnahmen wichtig. Ein Volk das sein Bodenbrett sauber hält, und die Zellen herrichtet für die Eiablage, ist motiviert und gesund. Für mich ist der Putztrieb deshalb so wichtig, weil dass auch den Bienen die Fähigkeit verleiht, die Varroa in den Zellen zu erkennen, und auszuräumen. Weiters fördert der Putztrieb das Sozialverhalten der Bienen, weil sie sich auch gegenseitig putzen, und so den Stockduft intensiv verbreiten, das stärkt die Zusammengehörigkeit.


Wabenstet

Die Carnica ist eine Bienenrasse die man gut bearbeiten kann, da sie fest auf der Wabe sitzt, sie läuft nicht und klumpt nicht am unteren Wabenrand, dadurch kann man zügig arbeiten, und hat viel weniger Bienenverluste. Es entsteht kein Tumult und die Gefahr die Königin zu verlieren ist geringer.


Sanftmut

Die Carnica ist in ihrer Ausprägung sehr Sanftmütig.Bienen müssen sich gegen ihre natürlichen Feinde verteidigen, dazu gehört manchmal auch der Mensch, aber es darf nicht so sein, dass man beim Vorbeigehen schon angegriffen wird. Es soll möglich sein, ruhig und interessiert das Flugloch zu beobachten, und es soll für den Imker möglich sein, das Volk ruhig und zügig zu bearbeiten. Besonders bei der Honigernte ist es angenehmer, wenn die Bienen nicht aggressiv sind Sanftmut macht das Imkern im bebauten Gebiet erst möglich.


Wetterfest

Das heißt gute Überwinterung in allen Klimazonen Österreichs.Wetterangepassten Brutrhythmus, die Carnica reagiert auf Tagesmittel bei Temperatur und Tageslicht. Geringe Volksstärke im Winter, rasche Volksentwicklung im Frühjahr.

Das sind gute Gründe die Carnica zu schützen und sie in ihrer Rasse zu erhalten. Ich versuche die Vorzüge dieser wertvollen Bienenrasse zu nützen, und gleichzeitig auf die Bedürfnisse meiner Bienen einzugehen.
Die Carnica und wir sind ein gutes Team.


Zum Schluss noch eine Information aus dem Internet :

Presseinformation der AGES vom 17.März 2004
90% der heimischen Bienenvölker sind Carnica Völker
7% Dunkle Bienen Mellifera Völker
3% so genannte Hybridbienen Völker
Wenn das Imkersterben weiterhin in dieser Geschwindigkeit voranschreitet, wird sich die Anzahl der Imker und somit die des gesamten Bienenbestands in Österreich in zehn Jahren halbieren.

Liebe Grüße und viel Freude mit der Carnica
IM WL Wilma Scherjau