Wilma Scherjau

Wilma Scherjau

Meine persönliche Erfolgsgeschichte mit der Carnica

Anlässlich der Arbeitstagung  der ARGE Carnica in der steirischen Imkerschule durfte ich erzählen, wie erfolgreich man mit der Carnica imkern kann. Ich habe schon fast 33 Jahre auf dieser Welt gelebt und hatte noch keine Ahnung von der Bienenzucht, als sich Anfang Mai 1990 in unserem Garten auf einer Fichte ein großer Bienenschwarm niedergelassen hatte.

Mein Schwiegervater hat ihn entdeckt. Mein Mann, welcher ebenfalls noch keinerlei Kontakt zur Imkerei hatte, und ich waren begeistert von  dem Fund und schlugen den Schwarm in einem Karton ein und stellten ihn auf einen Holzstoß. Vorsorglich gaben wir eine Decke darüber, damit die Bienen es warm hatten.

Wir besorgten uns ein „Fachbuch“ und staunten, darüber welch interessante Wesen Bienen doch sind. Eine große Leidenschaft war entflammt.
Von einem Onkel meines Vaters, der wegen seines Alters keine Völker mehr betreuen konnte, bekamen wir antiquarisches Imkerwerkzug, und einige Hinterbehandler - Beuten. Dieser hatte eine große Freude, dass noch jemand seine Schätze brauchen konnte. Dies war der Anfang unserer Imkerei.
Die Biologie Lehrerin an der Schule, die unser Sohn damals besuchte, ist Frau WL Maria Drescher - deren Mann, WL Heinz Drescher, wiederum ist Obmann des BZV Graz-Stadt. Unser Sohn erwähnte in der Schule, dass wir nun auch Bienen haben. So wurden wir Mitglied beim BZV Graz – Stadt.
Wir hatten bereits unseren Bestand auf 4 Völker ausgebaut, als ich feststellen musste, dass ich eine Bienengiftallergie habe. Eine einzige Biene hatte mich am Kinn gestochen, ich bekam am ganzen Körper einen Nesselausschlag, dick verschollene Gliedmaßen und musste ins Krankenhaus. Trotz der Gefahr beschlossen wir die Bienen zu behalten. Ich verhielt mich entsprechend vorsichtig und verrichtete von da an nur noch bienenfreie Arbeiten in der Imkerei. Für den Fall gestochen zu werden, musste ich jedoch stets meine Notfallmedikamente bei mir tragen.

Um das an der Imkerei geweckte Interesse zu befriedigen besuchte mein Mann sämtliche  zur Verfügung stehenden Kurse an der steirischen Imkerschule. Dabei lernte er unter anderem das imkern mit Magazinbeuten kennen, und stellte fest, dass dies - verglichen mit den bisher verwendeten Hinterbehandlern - die einfachere Methode darstellt. Daraufhin stellten wir unser System entsprechend um und begannen mit dem Bau von Bodenbrettern, Einheiten, Rähmchen und Dächern.
Einige Jahre nachdem meine Bienengiftallergie festgestellt wurde, erfuhr ich von der Möglichkeit einer Behandlung zur Immunisierung. Begeistert von der Aussicht auf Heilung ließ ich mich auf der Allergie Ambulanz im Landeskrankenhaus Graz behandeln. Nach ca. zwei Jahren stellte sich der entsprechende Erfolg ein, und es wurde keine Überreaktion auf Bienengift mehr festgestellt.

Da meinem Engagement in der Imkerei keine gesundheitlichen Probleme mehr im Weg standen, besuchte ich im März 1998 den Grundkurs für Imker an der steirischen Imkerschule, danach den Fortbildungskurs. Später besuchte ich den Berufschullehrgang für Bienenwirtschaft in Gleisdorf. Um meine Ausbildung abzurunden, legte ich im Jahr darauf  die Facharbeiterprüfung an der steirischen Imkerschule ab. 2002 konnte ich die Imkermeisterprüfung, und 2003 die Wanderlehrerprüfung erfolgreich abschließen.

Durch die vielfältige Ausbildung zum Thema Imkerei und Zucht kommt es zwischen meinem Mann und mir oft zu fachlichen Diskussionen am Bienenstand. Unser Wissen ergänzt sich jedoch sehr gut, und wir lernen auch viel von einander. Gemeinsam besuchen wir gerne diverse Fachtagungen, und Fachveranstaltungen, dabei haben wir viele Gleichgesinnte kennen gelernt, mit denen man sich  hervorragend austauschen kann.

Mit unserem fachlichen Wissen ist auch unsere Imkerei gewachsen. Wir haben die Königinnenzucht intensiviert.. Vor allem mein Mann entdeckte eine große Leidenschaft für dieses Thema. Durch sorgfältige Selektion ist es uns gelungen die Sanftmut und den Honigertrag unserer Biene erheblich zu verbessern.

Für uns war die Carnica von Beginn an die ideale Wahl, da sie es durch ihre Sanftmut ermöglicht in bebautem Gebiet zu imkern. Weiters ist sie wabenstet, das heißt sie läuft bei der Bearbeitung nicht auf der Wabe, und klumpt sich nicht auf einer Ecke zusammen, was eine zügige und ruhige Durchsicht der Völker möglich macht. Die Carnica passt sich klimatisch hervorragend an, sie ist ein Frühbrüter und kann deshalb die Frühtracht nutzen. Sie ist blütenstet, was sie für die Bestäubungsarbeit  unersetzlich macht .Die Carnica ist  weitgehend winterfest, sie überwintert in relativ kleiner Population, ist deshalb verhältnismäßig sparsam mit dem Winterfutter, doch die legefreudigen Königinnen sorgen für starke Völker während der Trachtperioden. Von den besten Eigenschaften der Carnica überzeugt, traten wir dem Zuchtverband Austrian Carnica Association bei und wurden ACA Zucht- und Prüfbetrieb. In dieser Vereinigung Anerkannter Züchter konnten wir ausloten wie weit wir mit unserer Zuchtarbeit waren. Bei Züchterseminaren wurden Problemlösungen erarbeitet und Erfahrungen ausgetauscht, neue Erkenntnisse weitergegeben, und  auch Misserfolge analisiert.

So hat sich die Völkerzahl von einen Bienenschwarm auf ca. hundert Völker erhöht. Diese Völkeranzahl entstanden hauptsächlich aus unseren züchterischen Erfolgen. Als Zucht und Prüfbetrieb unternehmen wir viele Anstrengungen um die Eigenschaften unserer Königinnen zu erhalten und zu verbessern. Dazu zählt unter anderem  das Prüfen von Geschwistergruppen, die Beobachtung der Prüfköniginnen, Kören von Königinnen, Errichtung von Pflegevölkern, Jungvolkbildung, das Austesten von Reinzuchtköniginnen der verschiedenen Carnica Belegstellen, und die Sicherung der Linienreinzucht durch künstliche Besamung. Seit einigen Jahren besitzen wir ein Besamungsgerät um diese selbst durchführen zu können. Durch dieser interessanten Tätigkeit können wir Königinnen, Kehrschwärme und Ableger auch zum Verkauf anbieten.

Wir wandern mit unseren Bienenvölker in die verschiedenen Trachten. Die Carnica ist dabei wieder unsere ideale Partnerin. Sie ist anpassungsfähig vom Flachland, mit milderem Klima, bis ins, durch raues Klima geprägte, Bergland. Sie ist auf Schwarmträgheit selektiert, was auf Auswärtsständen besonders Vorteilhaft ist und sie ist eine eifrige Sammlerin, und nutzt damit das saisonale Trachtangebot optimal aus. Die so mit Hilfe der Carnica erwirtschafteten Erzeugnisse müssen nun auch entsprechend vermarktet werden.

Eine gute Möglichkeit besteht in der Direktvermarktung. Unser Betrieb ist ein Mitgliedsbetrieb von Gutes vom Bauernhof. Das bedeutet, das wir uns freiwillig einer Qualitätskontrolle gestellt haben, und der Kunde am Logo gleich erkennen kann, dass wir ein kontrollierter Direktvermarkter sind.
Wir haben ein breites Spektrum an Erzeugnissen, die wir auf diesem Wege anbieten. Durch das Anwandern verschiedener Trachten, sind wir in der Lage Sortenhonige anzubieten. Unser Bienenwachs verarbeiten wir zu Mittelwände und Bienenwachskerzen. Mein Mann kümmert sich um die Produktion von Met und Honiglikör. Weiters stellen wir selbst gemachte Propoliscreme nach Drescher und Propolistropfen her.

Neben dem Abhofverkauf und auf Bauernmärkten bieten wir unsere Waren auch bei verschiedenen Veranstaltungen wie z.B. Basare oder Weihnachtsmärkte an. ebenso verkaufen wir unsere Produkte auf der Grazer Herbstmesse und wir sind in Bauernläden der Umgebung  vertreten.
Für mich ist das Leben mit unserer heimischen, perfekt angepassten Biene, der Carnica und mit der Natur, und auch mit den Menschen die man dadurch trifft interessant und lehrreich. Ich möchte auch in Zukunft gerne mit der Carnica arbeiten !





IM WL Wilma Scherjau

Sprecherin der ARGE Carnica
8054 Pirka Premstätterstraße 67a
tel. 0316 28 29 26