Varroabekämpfung

Varroabekämpfung

von IM WL Doris Zirbisegger


Allgemeines:

Die Varroamilbe ist ursprünglich auf der Apis Cerana (Indische Honigbiene) beheimatet. Aber in diesem Fall tötet der Pararasit das Wirtstier nicht; das heißt bei Apis Cerana-Völkern richtet der Schädling nicht so verheerende Schäden an, wie bei der Apis Mellifera (Europäische Honigbiene), die keine natürlichen Abwehrmechanismen besitzt.

Die Varroa ist ein Parasit, der sich vom Blut der erwachsenen Biene und der Bienenbrut ernährt.Bie Vermehrung findet in der verdeckelten Brutzelle statt, wobei erwachsene Milben, als auch deren Nachkommen vom Blut der Maden bzw. Puppen saugen.Das Ergebnis sind bei starkem Befall zumeist verkrüppelte, schwache und  kurzlebige Bienen, die ohne sofortige Maßnahmen nicht überleben können.Nun liegt es an uns Imkern durch gezielte Behandlung den Völkererhalt zu sichern.

Mittlerweile ist die Varroamilbe auf allen Kontinenten, mit Ausnahme von Australien, verbreitet.Mit größter Wahrscheinlichkeit sind Bienentransporte für die rasche Verbreitung verantwortlich, die leider immer populärer werden und die Gefahr in sich bergen auch andere gefährliche Parasiten und Krankheiten einzuschleppen.


Erkenntnisse zur Vermehrung

•    Von Frühjahr bis Herbst verdoppelt sich der Milbenbefall pro Monat
•    Vermehrung in der Arbeiterinnenbrut durchschnittlich 1,5-fach
•    Vermehrung in der Drohnenbrut durchschnittlich 4-fach
•    Vermehrung in der Weiselzelle keine



Der natürliche Varroaabfall

Milben/Tag        Befallsgrad
< 1                       sehr gering
1 – 5                    keine direkte Gefahr
5 – 10                  Kritisch! Nach Trachtende behandeln
über 10               über Schadensschwelle - sofort behandeln!


Wichtig: rechtzeitig behandeln, damit noch genügend gesunde Winterbienen erbrütet werden.
(Ende Juli / Anfang August)
Die Anzahl der Varroamilbe muß im Winter unter 100 Milben liegen.

Behandlungsmethoden:

1. Medikamentös

Bei der Anwendung von Medikamenten, wie Perizin, Apitol, Apistan und Bayvarol (in Österreich zugelassene Mittel), besteht immer die Gefahr von Rückstandsbildungen in Wachs, Honig und Propolis.Weiters treten bereits Resistenzen gegen diese Mittel auf, wodurch die gewünschte Wirkung nicht mehr erzielt werden kann und mit erheblichen Völkerverlusten zu rechnen ist.


2. Biotechnische Maßnahmen


Drohnenbrutentnahme

Bei dieser Variante wird ein Drohnen-Rahmen eher am Rande des Brutnestes eingebracht und in regelmäßigen Abständen die verdeckelte Drohnenbrut entfernt.(Varroamilbe bevorzugt Drohnenbrut um sich - 4-fach zu vermehren)

Vorteile:
→ Milbenentzug 10-20% bei zweimaliger Entnahme (max. 40-50%)
→ Entwicklungsverlauf der Milbe wird gehemmt
→ Bautrieb der Völker wird befriedigt
→ verringerte Gefahr von Futtersaftstau
→ zusätzliche Wachsgewinnung

Nachteile:
→ Eiweißentzug
→ Verwertung der Brut


Bannwabenverfahren  (Mai / Juni)

Hier wird die Königin mit Hilfe einer Wabentasche für 7- 10 Tage auf eine leere Wabe gesperrt.Im Rhythmus von 7-10 Tagen wird 3 mal die Wabe gewechselt und bis zum verdeckeln im Bienenvolk belassen. Danach entfernen und vernichten oder mit Ameisensäure entmilben.→ es weden bis zu 90% Milben entzogen

Nachteile:   
-   Hoher Arbeitsaufwand
-    Königin kann Schaden  erleiden, weil sie in ihrer Legetätigkeit   eingeschränkt wird
-    Gefahr der Reinfektion


Brutunterbrechung  (Mitte-Ende Juni)

Durch die Entnahme der Königin wird die Vermehrung der Milbe nur verzögert, da eine Brutlücke entsteht.

➢    Hilft nur einen eventuellen Zusammenbruch zu verzögern
➢    Nur sinnvoll bei erhöhtem Befall
➢    10 Tage nach der Entweiselung auf Zellen kontrollieren
➢    eine schlupfreife Edelzelle oder unbegattete Königin zusetzen
➢    Brutunterbrechung erhöht die Lebenserwartung der Stockbienen

=> Biotechnische Maßnahmen sind eher als Unterstützung anzusehen und reichen zur effektiven Bekämpfung nicht aus!


Ameisensäure-Behandlung

In den letzten Jahren hat sich die Ameisensäurebehandlung als gängigste und wirksamste Methode bewehrt.Die Ameisensäure ist eine organische Säure und hat den Vorteil keine Rückstände und Resistenzen zu bilden.Die AS ist biologisch und wird auch in der Bio-Imkerei eingesetzt.

Zu beachten:
➢    Behandlung möglichst früh  (Trachtende)
➢    Offenes Futter muß vorhanden sein (Gefahr von Königinnenverlusten)
➢    Keine Behandlung vor oder während der Tracht
➢    Behandlungserfolg kontrollieren
➢    Vorsichtsmaßnahmen wegen Verätzungsgefahr einhalten(Schutzbrille, säurefeste Handschuhe, Wasser bereithalten, AS sicher aufbewahren)

Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Schockbehandlung und Langzeitbehandlung.Bei der Behandlung sollte die Dosierung laut Herstellerbeschreibung ungefähr eingehalten werden.Bei einer Schockbehandlung gilt für 2-Raumvölker 40-50 ml bzw. 20-30 ml bei 1-Raumvölkern.

Zur AS - Verdunstung werden verschiedene zugelassene Applikatoren angeboten:
➢    Nassenheider (seitlich)
➢    Burmeister (seitlich)
➢    Lunzer Dose ( oben oder unten)
➢    Universalverdunster (oben oder unten)
➢    Krämerplatte (oben oder unten)
➢    Illertissen – Milbenplatte (oben oder unten)

Probleme der AS –Behandlung

➢    Richtige Dosierung der AS
➢    Einbringung in die Völker
➢    Berücksichtigung von Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit
➢    Beurteilung der Volksstärke
➢    Starke Völker weniger dosieren
➢    Schwache Völker höher dosieren
➢    Natürlichen Milbenabfall nach abgeschlossener Behandlung kontrollieren


Oxalsäure-Behandlung

Die Oxalsäurebehandlung ist die neueste Form der Varroaentmilbung und ist seit geraumer Zeit in Österreich auch zugelassen.Sie ist bei Ertragsvölkern, aber nur zur brutfreien Zeit, zur Restentmilbung legal erlaubt.Bei der Behandlung von Ablegern, Kehrschwärmen und Naturschwärmen ist darauf keine Rücksicht zu nehmen.

Achtung:
➢    Oxalsäure ist gesungheitsschädlich, giftig und ätzend. Daher sind Schutzmaßnahmen für den Imker unerlässlich
➢    Oxalsäurerückstände im Honig bei falscher Anwendungszeit
➢    Oxalsäure ist nicht wachslöslich

Methoden:
➢    Beträufeln der Winterbienen / für Bienen schlechtest verträgliche Methode
➢    Sprühmethode – Benetzen der Winterbienen / für Bienen verträglicher, aber für den Anwender nur mit spezieller Maske (FFP 2SL / FFP 3SL), Chemikerbrille und Handschuhen verwendbar
➢    Mit Varrox –Verdampfer / verträglichste Methode – Schutzmaßnahmen wie oben


Verdampfen mit dem Varrox-Verdampfer
Durch erhitzen eines Pfännchens werden die eingelegten Oxalsäure-Tabletten verdampft und die Bienen werden mit einem feinen Kristallfilm überzogen, welcher auf die Milben tödlich wirkt.Der Verdampfer hat eine Leistung von 150 Watt und benötigt für den Betrieb eine Stromquelle mit 12 Volt, 12 Ampere und einer Kapazität von über 40Ah (funktioniert mit Wechsel-oder Gleichstrom)Das Pfännchen wird in der Mitte des Bodenbrettes positioniert und das Flugloch mit Schaumstoff abgedichtet.Das Gerät wird für 2 1/2 Minuten eingeschaltet, nach dem Ausschalten weitere 2 Minuten warten, bis sich der Oxalsäuredampf abgesetzt hat.Das Flugloch wird nach Entnahme des Pfännchens sofort wieder für weitere 15 Minuten abgedichtet.

!!! Schaumstoffbeuten und Gitterböden müssen thermisch abgedeckt werden!!!

Dosierung:
Bei Einraumvölkern 1 Tablette, bei Zweiraumvölkern 2 Tabletten verwenden.

•    Nicht bei starkem Bienenflug anwenden
•    Temperatur muß über 2°C betragen
•    Zur Restentmilbung von November bis Jänner geeignet
•    Natur- und Kehrschwärme können zu jeder Zeit behandelt werden
•    Ableger vor der Brutverdeckelung behandeln


Träufelverfahren Apioxal-Konzentrat
1.    Eine 1 l Leerflasche mit 200 g Zucker füllen
2.    500 ml Apioxal.Konzentrat hinzufügen
3.    Mit H2O auf 1 Liter auffüllen und gut schütteln bis der Zucker gelöst ist
4.    Jede Wabengasse mit 5 ml beträufeln


Empfohlene Lösungsmengen:
•    Kleines Volk (Ableger)       30 ml
•    Mittleres Volk (Stärke 2)    40 ml
•    Starkes Volk (Stärke 1)       50 ml
•    1l Lösung reicht für 20 Bienenvölker
•    Lösung vor Gebrauch frisch zubereiten (6-10 Tage haltbar)
•    Anwendung über 5°C
•    Lösungstemperatur 25-30°C
•    Träufelmethode nur 1 x pro Jahr anwenden !!!


Sprühverfahren mit Apioxal-Konzentrat
1.    Eine 1 l Leerflasche mit 500 ml Apioxal-Konzentrat befüllen
2.    Mit H2O auf 1 Liter auffüllen und gut schütteln
3.    Bienen in schrägem Winkel besprühen

Dosierung:
•    Pro Wabenseite 3-4 ml = 3-4 Sprühstöße
•    1 l Oxalsäurelösung (3,3%) reicht für ca.15 Bienenvölker
•    Lösung vor Gebrauch frisch zubereiten
•    Anwendung bei über 5°C
•    Lösungstemperatur 25-30°C
•    Sprühmethode 2 x pro Jahr anwendbar


Nun liegt es am einzelnen Imker einen effektiven und für ihn möglichen Behandlungsplan zu erstellen.Es ist von Vorteil verschiedene Behandlungsmethoden zu kombinieren, um ein brauchbares Ergebnis zu erzielen.


Möglicher Behandlungsplan:

1.    Drohnenbrutentnahme (April-Juni)
2.    natürlichen Milbenbefall messen
3.    AS – Behandlung (Ende Juli/Anfang August)
4.    AS – Behandlung (Anfang bis Ende September)
5.    Restentmilbung mit Oxalsäure (November –Jänner)

Würde die gesamte Imkerschaft mehr Wert auf gute Ausbildung und Erfahrungsaustausch legen, könnten so manche Probleme einfacher gelöst werden.