Vertragsrichtlinie

Bestäubungsrichtlinie (vertragliche)- honeybee pollination directive

MMag. IFA Friedrich Haselsteiner
„Bestäubungsdienstleistung mit der Honigbiene“
Plattform für BestäubungsimkerInnen –www.bienenfreunde.at
Auszug des Vortrags anlässlich des „Imkerinnen-Treffen 2007“
veranstaltet von der „Plattform Imkerinnen Österreich“
(www.imkerinnen.at)
 
Sonntag, 21. 10. 2007
MMag. Friedrich Haselsteiner
friedrich.haselsteiner@i4p.at
 
„Stirbt die Biene, hat der Mensch noch 4 Jahre zu leben.“ Oft gehört, oft zitiert – Ein Zitat, das keinem geringeren als Albert Einstein zugeschrieben wird. Mit diesen Worten wird sehr beeindruckend veranschaulicht, welch unschätzbare Leistung sowohl die Bienen aber auch die ImkerInnen in Ausübung ihrer Tätigkeit erbringen.  


Wissenschaft
 
Sehr lange schon erscheinen in regelmäßigen Abständen Studien zur Bestäubungsleistung der Bienen und deren konkrete Auswirkungen für Umwelt und Wirtschaft.
Unter Verweisung auf Studien aus den Jahren 1922, 1924, 1933, 1936, 1944, 1946, 1955, 1957 schreibt Prof. Dr. Enoch Zander 1964 in einem Standardwerk der Bienenwirtschaft „Das Leben der Biene“:
 
Für die Ergebnisse dieser und zahlreicher anderer Auszählungen von bestäubenden Insekten auf den Blüten (z. B. Brittain und Newton 1933, Brandscheidt 1933, von Rhein 1944, Weiss 1955c, Wafa und Ibrahim 1957) spielt es natürlich eine Rolle, bei welcher Blütenart, zu welcher Jahres- und Tageszeit, bei welchem Wetter, in welchem Abstand vom nächsten Bienenstand, in welcher Landschaft und dergleichen die Untersuchungen gemacht wurden. Im großen und ganzen mögen die Bienen in Deutschland mindestens zu 80% an der Bestäubung beteiligt sein.“ (Zitat: Enoch Zander, „Das Leben der Biene“, 1964, S. 152.).
 
Und Prof. Zander spricht im nächsten Absatz vom „starken Hervortreten der Honigbiene bei allen Zählungen der blütenbesuchenden Insekten“.
 
Machen wir einen geografischen Sprung von Deutschland nach Österreich und einen zeitlichen Sprung von 20. in das 21. Jahrhundert, finden wir für Österreich aus der jüngeren Literatur die Bewertung des Nutzens durch die Bestäubung der Honigbiene etwa bei Direktor DI Wolfgang Wallner 2001:
 
„Durch das Fehlen der Biene würde sich nicht nur die Ertragslage vieler landwirtschaftlicher Betriebe verschlechtern, sondern es würde auch zu einer sehr weitgehenden Verarmung an Pflanzen- und Tierarten kommen. Das ökologische Gleichgewicht in der Natur würde empfindlich gestört werden. Der landwirtschaftliche Wert (Bestäubungswert landwirtschaftlich genutzter Pflanzen) beträgt etwa das 10fache des durchschnittlichen Honigertrages. In Österreich sind das etwa 5 bis 7 Milliarden Schilling (350-500 Mio. Euro) jährlich! Der ökologische Wert der Bienenwirtschaft läßt sich gar nicht abschätzen." (Quelle: "Imker-Praxis, das Grundwissen für die Bienenwirtschaft", Wolfgang Wallner/Alois Spanblöchl, Leopold Stocker Verlag, Graz-Stuttgart, 2001, S. 65).

All die Studien bis herauf in die jüngste Zeit belegen gemeinsam, dass die Bestäubung durch die Biene von immensem Wert ist.  


Statistik
 
Dem gegenüber stehen die Statistik zur Entwicklung der Imkerinnen- und Imkerzahl und der Bienenvölkerzahl in Österreich:
Der Rückgang der ImkerInnenzahl beträgt österreichweit von 1995 bis 2006 rund 6000 Personen, der Rückgang der Bienenvölkerzahl im gleichen Zeitraum beträgt österreichweit mehr als 116.000 Völker (vgl.: Statistik des Österreichischen Imkerbunds).

 Genau an dieser Stelle, dem Rückgang der ImkerInnenzahl, dem Rückgang der Zahl der Bienenvölker und der langjährigen Erkenntnisse der Wissenschaft befindet sich unser praxis -und umsetzungsorientierter Ansatz zur Förderung der flächendeckenden Bestäubungssicherung, sprich die Beteiligungsmöglichkeit für ImkerInnen im Rahmen der Bienenfreunde®-Plattform.


Eingrenzung des Themas
 
Im Rahmen dieses Kurzbeitrags ist es nur möglich - unberührt der Leistungen anderer Insekten – schwerpunktmäßig auf die Bestäubungsdienstleistung durch Honigbienen im Rahmen der Bienenfreunde®-Plattform einzugehen und einzelne Aspekte schwerpunktmäßig anzusprechen. Unabhängig davon empfehlen wir vorweg selbstverständlich jedem Noch-Nichtimker und jeder Noch-Nichtimkerin das Aufstellen eigener Völker und somit den Einstieg in die Imkerei zu erwägen, beziehungsweise bestehende Kontakte zu ImkerInnen in Hinblick auf die Bestäubungsdienstleistung zu nutzen.  


Vorgeschichte und Entwicklung
 
Für das Verständnis der Bienenfreunde®-Plattform in ihrer aktuellen Form scheint ein kurzer Abriss der sehr dynamischen Entwicklung seit der Umsetzung der Idee „Bestäubungsdienstleistung mit Honigbienen“ bis zum heutigen Tag angebracht:  
• Nach längeren Vorüberlegungen wurde 2006 die Bestäubungsdienstleistung mit Honigbienen im Rahmen meiner eigenen Imkerei, die ich unter dem Namen bienenfritz® führe, angeboten.
 
• Im Sommer 2006 hat das Institut für Partizipation (i4p) die Bestäubungsdienstleistung mit Honigbienen als Initiative für das Landesgebiet von Niederösterreich übernommen.
 
• Noch im Jahr 2006 hat das Institut die Initiative ausgedehnt und das Service der Bestäubungsdienstleistung durch Honigbienen auf das Bundesgebiet von Österreich erweitert und stellte zu dieser Zeit Drehscheibe und Ansprechpartner für ImkerInnen und Interessenten dar und vermittelte die Interessen der beiden Gruppen.

 • Im Februar 2007 erweiterte das i4p die Möglichkeiten für die Imkerinnen und Imker und eröffnete diesen die Möglichkeit, sich mit der eigenen Imkerei und Angeboten auf der Internetseite des Instituts der Öffentlichkeit direkt vorzustellen.

 • Durch den verspäteten Wintereinbruch 2007 und der geführten öffentlichen Diskussion um das sogenannte „Bienensterben“ stieg das Interesse am Thema „Bestäubungsdienstleistung durch Honigbienen“ stark an. Zwei unterschiedliche Entwicklungen kristallisierten sich aus der breiten öffentlichen Diskussion für die Bestäubungsdienstleistung mit Honigbienen dabei heraus: 
- Einerseits das gestiegene Interesse der Imkerschaft, an der Bestäubungstätigkeit teilzunehmen und andererseits 
- eine gewisse Zurückhaltung vieler interessierter ImkerInnen vor der gesamten eigenen Aufbereitung und Abwicklung der Bestäubungsdienstleistung.

 
• Diese Erfahrungen führten im Sommer 2007 zu unseren zwei Beteiligungsmöglichkeiten für BestäubungsimkerInnen: 
- einerseits zur Schaffung der „Bienenfreunde®-Plattform“ und
- andererseits zur Einrichtung der „geleiteten Vermittlung“.
 
Die Darstellung lässt erkennen, dass die Dynamik des Prozesses eine beständige Anpassung und Erweiterung im Zusammenhang mit der Bestäubungsdienstleistung notwendig macht.  

Zusammengefasst ergibt sich daher folgende Situation:
 
1.) die hier behandelte „Bienenfreunde®-Plattform“ der Bienenfreunde®.
(www.bienenfreunde.at)
 
2.) die „geleitete Vermittlung“ - bei der Abwicklung derBestäubungsdienstleistung im Rahmen der „geleiteten  Vermittlung“ wird die Bestäubungstätigkeit vermittelt. Sowohl der Kunde als auch der Bestäubungsimker ist in einen Vermittlungsvertrag eingebunden.  

3.) bienenfritz® als Markenname der Imkerei (www.bienenfritz.at)  

4.) das Institut für Partizipation (i4p – Institute for Participation®) als privates und unabhängiges Institut mit dem Themenschwerpunkt „2008 – Jahr der Biene“, bei dem das Institut die Bedeutung der Imkerinnen und Imker und der Bienenwirtschaft für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft beleuchten wird. (www.i4p.at)

  
„Bienenfreunde®-Plattform“ 

Die Bienenfreunde®-Plattform ist überparteilich, unabhängig, offen und transparent. Die Teilnahme steht grundsätzlich jeder Imkerin und jedem Imker eigenverantwortlich frei.
Eigenverantwortung ist der zentrale und entscheidende Begriff und Ansatz für die Beteiligung an der Plattform, sowohl auf der Seite der Imkerschaft als auch auf der Seite deren Kunden.
Praktisch heißt das für die Teilnahme der Imkerinnen und Imker an der Bienenfreunde®-Plattform, dass die Verträge in ihrer Gesamtheit zwischen den BestäubungsimkerInnen und deren Kunden direkt auszuverhandeln und abzuwickeln sind.


Vertragspunkte

 Von Seite der Bienenfreunde® wird als Hilfestellung für die Abwicklung jedoch zumindest die Regelung der folgenden Vertragspunkte empfohlen. Die empfohlenen Vertragspunkte werden zur Orientierung transparent und öffentlich als „Bienenfreunde®-Bestäubungsrichtlinien 2007“ auf die Homepage der Bienenfreunde® unter www.bienenfreunde.at gestellt. Die Richtlinien beziehen sich auf die große Bandbreite möglicher Vertragspartner (Kunden) - vom Kleingärtner bis zum Energiekonzern, woraus sich notwendige Abstraktionen in der Darstellung ergeben.

1.) Volksstärke:
Vgl. die Bestäubungsrichtlinien von Mag. Harald Singer, nachzulesen unter www.bienenfreunde.at.  

2.) Völkerzahl:
Vgl. die Bestäubungsrichtlinien von Mag. Harald Singer.  

3.) Preis:
Richtlinien werden als Argumentationsgrundlage auf die Homepage der Bienenfreunde® gestellt, beziehungsweise vergleichen Sie auch die Richtlinien von Mag. Harald Singer

4.) Anlieferdatum der Bestäubungsvölker  

5.) Datum der Abholung der Bestäubungsvölker  

6.) Wanderbestimmungen
Die Wanderbestimmungen sind von den Imkerinnen und Imkern eigenverantwortlich einzuhalten.

 7.) Tiergesundheit:
Bienenvölker sind ein lebender Organismus, der bei allen wirtschaftlichen Notwendigkeiten nicht zum bloßen Werkzeug verkommen darf! Der Ansatz besteht darin, die Gesundheit der Bienen vor Durchführung, während der Durchführung und nach der Durchführung der Bestäubungsdienstleistung weitestgehend zu gewährleisten. Alles was zur Gesundheit der eingesetzten Bienenvölker hilfreich ist, dient auch der Sicherheit der gesamten Bestäubungsdienstleistung.  

Auf der einen Seite ist die einzelne Imkerin/der einzelne Imker für die Gesundheit der Bienevölker und die Einhaltung einschlägiger Vorschriften verantwortlich. Auf der anderen Seite ist auch der Kunde verantwortlich, die Bienenvölker zu schützen.

 Die Bienenfreunde® empfehlen dem Imker/der Imkerin dem Kunden gegenüber eine Gesundheitsbescheinigung der bereitgestellten Bestäubungsvölker abzugeben.  

Die Bienenfreunde® empfehlen dem Imker/der Imkerin mit dem Kunden einen Spritzmittelkalender, der eine Absprache über allfällig auf den Bestäubungsflächen eingesetzte Pflanzenschutzmittel enthält, zu erstellen.  

8.) Bienenrasse
In anderen Zusammenhängen wird die Frage der Bienenrassen bekannterweise mitunter sehr emotional geführt. Aus Sicht der Bestäubungsdienstleistung werden die notwendigen Aspekte jedoch bewusst sachlich angesprochen.  

Die Bienenfreunde®-Plattform ist bei Einhaltung der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen grundsätzlich offen für alle Bienenrassen.  

Aus der Sicht eines Unternehmensberaters hat die Carnica organisationstechnisch und aus Kundensicht für die Bestäubungsimkerei in Österreich jedoch Wettbewerbsvorteile.

In einigen Bundesländern ist ausschließlich die Carnica erlaubt. Für österreichweite Anbieter ist daher die Carnica gegenüber anderen Bienenrassen flexibler einsetzbar. Der Kunde möchte lediglich die Bestäubung seiner Kulturen und ist wenig an brancheninternen Diskussionen über Bienenrassen und die damit verbundenen möglichen Probleme interessiert. Daher gibt der Kunde eher der Carnica den Vorzug, da diese Bienenrasse eine höhere Akzeptanz genießt. Bei der Wahlmöglichkeit greift der Kunde daher zur sicheren Variante mit den besseren Imagewerten, um Probleme zu vermeiden. Diese Sicherheit bietet bei gegebenen gesetzlicher Lage und dem Organisationsgrad der Imkerschaft eher die Carnica.
Vgl. dazu folgende Zitate des Präsidenten des ÖIB Ing. Josef Ulz: - „Ca. 99 Prozent der 23.000 österreichischen Imker/innen, welche 98 Prozent der Völker betreuen, wollen, dass die Apis-mellifera Carnica ihren besonderen Schutz behält und die derzeit bestehenden gesetzlichen Regelungen eingehalten werden.“ (Zitat: Ulz Josef; bienenaktuell 7-8/07, S. 3.)
- „Der Österreichische Imkerbund hat sich immer klar für den großräumigen Schutz der bodenständigen Carnica unter Einhaltung der derzeit bestehenden gesetzlichen Regelung ausgesprochen.“ (Zitat: Ulz Josef; bienenaktuell 7-8/07, S. 3.)  

Die Bienenfreunde® empfehlen der Imkerin/dem Imker an den Kunden eine Rassenbescheinigung über die zur Bestäubung eingesetzten Bienenvölker auszustellen.  

9.) Haftungen und Versicherungen
Die Bienenfreunde® empfehlen im Bestäubungsvertrag die Regelung von Haftungsfragen und den Abschluss von einschlägigen Versicherungen, soweit dies nicht ohnehin in anderem Zusammenhang bereits erfolgt ist.  

Mögliche Regelungspunkte ergeben sich etwa:
• wegen Ausfall des Auftrags aus Gründen, die beim Kunden liegen;
• wegen Nicht- oder Schlechterfüllung aus Gründen, die bei der Imkerin/dem Imker gelegen sind;
• aus Gründen höherer Gewalt (z. Bsp.: Wetter).
  

Bienenfreunde®-Bestäubungsrichtlinien 2007  

Die angeratenene Regelungspunkte stellen lediglich eine Empfehlung dar und werden von uns als so genannte Bienenfreunde®-Bestäubungsrichtlinien 2007 zusammengefasst auf unserer Homepage unter www.bienenfreunde.at veröffentlicht. Diese Richtlinien sollen helfen, eine möglichst professionelle und reibungslose Abwicklung der Bestäubungsdienstleistung zu gewährleisten. Bei Regelung dieser Punkte im Bestäubungsvertrag ist jedenfalls der Bienenfreunde®-Standard 2007 erfüllt. Ob bei einer Teilnahme an der Bienenfreunde®-Plattform die Imker mit ihren Kunden diese Vertragsbestandteile in ihre Verträge aufnehmen, beziehungsweise weitere im Einzelfall notwendige Aspekte Berücksichtigung finden, ist jedoch einzig und allein deren Angelegenheit und entzieht sich unserer Kontrolle.

  
Praktische Teilnahme für ImkerInnen an der Bienenfreunde®-Plattform  

Die Teilnahme an der Bienenfreunde®-Plattform ist kostenfrei. ImkerInnen, die an einer Teilnahme Interesse haben, werden gebeten, sich mit uns in Verbindung zu setzen, beziehungsweise ihre Kontaktdaten an office@bienenfreunde.at zu übermitteln. Um die Exklusivität der Plattform für ImkerInnen zu gewährleisten, erklären sich die teilnehmenden InkerInnen grundsätzlich bereit, über ihre Produkte Auskunft zu geben („die offene Tür“), - für ImkerInnen eine tagtägliche Selbstverständlichkeit – für Nicht-ImkerInnen jedoch eine Unmöglichkeit.   


„geleitete Vermittlung“  
Bei Interesse an der „geleiteten Vermittlung“ setzen Sie sich bitte direkt mit uns in Verbindung.  

Unsere Bienen haben ein gewaltiges Potential. Wir können dieses Potential brach liegen lassen – 500 Mio. € Wertschöpfung jährlich, 80% der Bestäubungsleistung für Wild- und Kulturpflanzen – oder wir können es nutzen – für die Umwelt, für die Wirtschaft, und für die Bienenwirtschaft. Die Entscheidung liegt bei uns ImkerInnen!