Marianne Haag

Marianne Haag

Ist imkern etwas für Frauen?

„Zuerst hatte mein Mann Bienen und jetzt haben die Bienen mich“ So kann ich den bei Imkern bekannten Spruch für mich abwandeln. Die obengestellte Frage kann ich durchaus bejahen.In den Anfangsjahren unserer Imkerei durfte ich nur Handlangerdienste verrichten. Also mir blieb immer nur die Arbeit, die die Imker im allgemeinen nicht gerne tun. Handlangerdienste bei der Völkerbehandlung. Viele Stunden wurden anstatt mit den Kindern, bei den Bienen und den dazugehörigen Vorbereitungen verbracht. Schleudern und die damit verbundenen Arbeiten wie Abdeckeln, Honig klären, abfüllen und vor allen Dingen die ganze klebrige Angelegenheit wieder zu beseitigen. Da hieß es Putzen der Geräte, des Fußbodens im ganzen Haus, der Kleider und dergleichen mehr. Ich kenne Imker, die sagten: ‚wenn ich auch noch schleudern müsste, würde ich die Imkerei aufgeben.’ Sie besagen damit, dass dies die unangenehmste Arbeit ist und die soll dann gerade gut genug für uns Frauen sein. So, meine Herren Kollegen, kann man keine Frau für die Imkerei begeistern. Die Begeisterung für die Imkerei kam für mich erst, als meine Kinder erwachsen wurden und sich langsam vom elterlichen Haus lösten. Hinzu kam auch, dass just um diese Zeit der damalige Bienenzuchtberater, Herr Karl Pfefferle in seiner beruflichen Eigenschaft zu Vorträgen und Faulbrutsanierungen in unsere Gegend kam. Seine Begeisterung für die Imkerei und alles was mit dem Leben der Bienen zusammenhing, konnte er, und kann es auch heute noch, so anschaulich darstellen. Ihn konnte ich löchern mit Fragen und bekam immer erschöpfende Auskunft.
Mein Mann konnte mir nie richtig erklären, warum er dieses oder jenes so machte oder so ist, wenn er an den Bienen arbeitete.

Etwa im Frühjahr 1974 hatte ich dann angefangen die Bienen bei ihrem ersten Reinigungsflug zu beobachten und ich freute mich, wenn alle Völker gut über den Winter gekommen waren. Heimlich habe ich dann auch mal ein Volk aufgemacht, um zu sehen wie sie sich entwickelten. Mein Mann war zu jener Zeit schon zur Magazinimkerei übergegangen und ich fand diese Beuten sehr praktisch. Braucht man doch nur den Deckel abheben und schon sieht man wie sich das Volk entwickelt. Versteht sich von selbst, dass ich, gewitzt aus Erfahrung, mir in den Anfangsjahren immer Schleier und Handschuhe überzog. Denn ein Stich im Gesicht hätte mich ja verraten, was ich heimlich tat, während mein Mann bei der Arbeit war.

Im Laufe des Sommers musste ich ja, wie immer schon, mit zu den Völkern auf den Außenständen. Auch die Wanderung mit den Völkern musste zusammen bewerkstelligt werden. Besonders zur Zeit der Königinnenzucht habe ich mir dann auch so meine eigenen Gedanken gemacht warum dieses oder jenes nicht so klappte.Das erste Buch, welches bei uns im Bücherregal stand war „Biene und Bienenzucht“ von Büdel-Herold. Immer, wenn etwas nicht in Ordnung war, habe ich in das Buch geschaut und mir dann meine eigenen Gedanken gemacht und die Zusammenhänge erkannt. Später kamen dann auch noch andere Bücher dazu.

Gerade die Königinnenzucht hatte es mir besonders angetan. Angefangen vom Herstellen der Wachsnäpfchen über das Richten des Zuchtrahmens, Umlarven und beobachten, wie sich die Königinnen entwickeln. Wie gut habe ich die Pflegevölker gefüttert! So gut, dass mancher Rahmen hoffnungslos verbaut war. Aber immer auch aus Fehlern gelernt und in den Anfangsjahren immer alles aufgeschrieben.

Mein Mann hatte mich immer zu den angebotenen Kursen mitgenommen. Sei es in der Imkerschule – damals noch in Gengenbach – als auch zu der Magazin – Imkerschule Spürgin in Emmendingen. Mit der Zeit wuchs dann auch die eigene Begeisterung an der Imkerei und ich konnte mich nun freuen wenn ich volle Honigwaben schleudern musste.

Nachdem ich in den folgenden Jahren mit Interesse und einigem Spaß bei der Imkerei mithalf, bat ich meinen Mann mir 5 Völker zu überlassen mit denen ich experimentieren konnte, auch um mir und ihm zu beweisen, dass ich nun einiges davon verstand. Empört hat er dieses Ansinnen von sich gewiesen und meinte, einem Anfänger gäbe man keine Völker. Nun blieb mir ja nichts anderes übrig, als bei der gemeinsamen Arbeit meine Ansichten und auch richtigen Erkenntnisse mitzuteilen und gelegentlich – wenn auch mit Widerstand – durchzusetzen.

Die Sicherheit, der Spaß und die Freude beim Umgang mit den Bienen wuchs. Auch dadurch, dass der Völkerbestand größer wurde, mein Mann voll berufstätig war und vor allem, weil ich mit Führerschein und Auto beweglich war, hatte ich ganz selbstverständlich Arbeiten übernommen und Völker nachgesehen soweit ich das alleine durchführen konnte.

Sehr viel Freude und Wissen vermittelte mir auch Frau Maria Pfefferle, der ich ein Jahr lang zeitweilig bei der Völkerbehandlung im Münstertal zusehen durfte. Was ich bei ihr gesehen hatte, wurde dann bei uns gleich in die Praxis umgesetzt.

Die zunehmende Sicherheit, die ich im Umgang mit den Bienen gewann, übertrug sich auch auf andere Lebensbereiche. 1977 hatte ich dann auf dem zweiten Bildungsweg die Imkergehilfenprüfung und 1981 die Meisterprüfung gemacht. So wurde aus dem Hobby meines Mannes mein Beruf.

Die Kinder sind nun aus dem Haus und ich habe mehr denn je zu tun. Durch die Imkerei und die Tätigkeit in den fachbezogenen Organisationen lernte ich viele Gleichgesinnte kennen. Gemeinsame Imkerreisen fördern Kontakte und Freundschaften über alle Grenzen hinaus. Es wird mir also nie langweilig.

Zusammengefasst – um obige Frage zu beantworten – imkern ist durchaus etwas für Frauen.

Sei es, dass sie es als Beruf erwählen oder als Nebenbeschäftigung ausüben. Ich kenne viele Frauen, die sich mit dieser „Krankheit“ infiziert haben.

Die Imkerei ist – von Ausnahmen abgesehen – nicht sehr kraft- und zeitaufwendig. Die Anschaffungskosten halten sich in Grenzen. Soweit ein eigener Garten oder sonstiges Grundstück vorhanden ist, können gut 2-5 Völker dort aufgestellt werden. Frauen, die sich ein kleines Taschengeld erwirtschaften wollen, können dies ohne weiteres mit Bienen erreichen. Der Zeitaufwand bei der Betreuung der Magazinvölker ist vergleichsweise gering und kann oft nebenher verrichtet werden. Voraussetzung ist allerdings Freude an der Natur und den Bienen. Gute Beobachtungsgabe für natürliche Gegebenheiten sowohl beim Bienenvolk als auch an Witterungsverläufen. Improvisationstalent sowie Einfühlungsvermögen sind von Vorteil. Es nützt z.B. nichts, an bestimmten Tagen Hausputz und Wäschetag einzulegen und dann nach Plan die Bienen zu betreuen. Entweder ist dann gerade Regenwetter oder die Bienenschwärme hängen schon an den Bäumen. Auch sollten Frauen keine Angst vor Stichen haben. Im Anfang, um eine gewisse Sicherheit zu erlangen, ist ein guter Schutz anzuraten.

Mit der Zeit lernt man aber mit den Bienen umzugehen. Der Spaß und die Sicherheit kommen dann von selber. Wichtig ist auch, dass man sich vor den Anschaffungen von Beuten und Geräten beraten lässt. Die örtlichen Imkervereine geben sicherlich Auskunft und meist ist auch ein Imker bereit, unerfahrenen Interessenten mit Rat und Tat beizustehen. Niemals mit „altem Kruscht“ anfangen, auch wenn man diesen noch so billig erwerben kann. Lieber nur 1-3 Völker im Garten stehen haben, mit diesen experimentieren, an ihnen lernen und Sicherheit gewinnen – dann macht Imkern Spaß!

An dieser Stelle möchte ich meinen männlichen Kollegen den Rat geben:
Nicht immer nur Handlangerdienste von den Frauen verrichten lassen. Interessiert sie sich für die Bienen, überlassen sie ihr doch ein Volk zum Beobachten. Sie selber haben es ja auch nicht anders gemacht!

Irgendwo hatte ich vor nicht all zu langer Zeit gelesen:
„Imkern ist viel zu schön um es alleine den Männern zu überlassen“

IM Marianne Haag
Lessingstr. 4
78239 Rielasingen