Gabriele Langmeyer

Gabriele Langmeyer


Ein Weg zur Imkerei

Manchmal habe ich darüber nachgedacht, warum jemand Imker oder Imkerin wird. Ob wir in unserer Kindheit ein Schlüsselerlebnis mit den Bienen haben, oder ob wir die Liebe zur Natur in der Imkerei ausleben. Sind wir Träumer, Romantiker, Einzelgänger, die aus einem erdrückenden sozialen Umfeld zu den Bienen flüchten? Sind wir Imker, weil es unsere Eltern auch waren? Die Aussicht viel Geld zu verdienen kann es ja wohl kaum sein.

Für mich persönlich trifft alles ein wenig zu. Meine Großtante war Zeit ihres Lebens Imkerin in Kärnten, dies war ihr Beruf, den sie durch ihren Ehemann kennen lernte. So war für mich als Kind selbstverständlich, dass Frauen imkern. Später in den 80ger Jahren studierte ich Völkerkunde in Wien und wollte unbedingt etwas in der Natur machen zum Ausgleich. Da fielen mir die Bienen ein und eine Träumerin, die ihre Träume auch verwirklichen möchte, war ich schon immer. Durch einen Bekannten erhielt ich die Adresse der Familie Stock. Frau Stock leitete damals die Ortsgruppe III in Wien und war Wanderlehrerin, leider ist sie viel zu früh gestorben. Durch sie kam ich an den damaligen Lehrbienenstand. Der wurde damals gerade von Herrn Bischof übernommen und ausgebaut. Er wurde mein wichtigster Lehrer für die praktische Imkerei. Er hat mich immer gefördert, mir geholfen und mich vor allem ernst genommen. Damals war das erste Jahr mit der Varroamilbe und für mich wäre es unmöglich gewesen, ohne seine Hilfe mit der Imkerei zu beginnen. Herr Bischof hat meiner Ansicht nach Wesentliches für die Imkerei geleistet und ist ein Mensch, der viel Arbeit unentgeltlich und jahrelang für den Wiener Landesverband und für den ÖIB geleistet hat, ohne dafür ein Lob erhalten zu haben, eher das Gegenteil.

Er hat mich auch ermutigt am Lehrbienenstand Führungen für Schulkinder zu machen. Schon nach kurzer Zeit kamen viele Klassen, Kindergruppen und auch das Ferienspiel zu uns. Leider habe ich aus Zeitmangel diese Arbeit viel zu wenig dokumentiert. Ich wollte schon damals eine Jugendarbeit installieren, ein Vorhaben, das in den Anfängen noch viel Überzeugungsarbeit gekostet hat und utopisch auf viele Imker gewirkt hat. Erst viel später konnte ich ebenfalls auf die Fürsprache von Herrn Bischof hin mit den Jugend- und Trachtpflanzenartikeln im Bienenvater beginnen. Die Zusammenarbeit mit der Redaktion, vor allem mit Herrn Vockenhuber war immer von gegenseitiger Wertschätzung getragen und hat mir viel Freue gemacht.

Meine eigene Imkerei hat sehr klein begonnen, mit 5 oder 6 Völkern. Später, vor der Geburt meines Sohnes waren es ungefähr 80, und heute bin ich aus Zeitmangel wieder bei der anfänglichen Anzahl. Immer wieder musste ich Verluste durch die Varroa hinnehmen. Die letzten Jahre habe ich ausschließlich mit Ameisensäure behandelt. Gegen die chemischen Keulen hatte ich von je her meine Bedenken und so habe ich immer versucht einen ökologisch sinnvollen Weg zu gehen. Das Leid der Bienen und Wildbienen, deren Leben letztendlich mehr als bedroht ist, hat mich oft traurig gestimmt. Dennoch möchte ich nicht aufgeben und werde fortfahren meinen Beitrag für die Bienen zu leisten, so gut ich eben kann.

Ermutigen möchte ich alle Frauen imkerlich tätig zu werden. Ich bin überzeugt, dies ist das Jahrhundert der Frauen, die ihre Stärken und ihr Wissen in die Gemeinschaft einbringen. Nicht gegen die Männer, sondern mit ihnen gemeinsam für eine tolerante und gleichberechtigte Haltung in der Gesellschaft und auch in der imkerlichen Gemeinschaft. Zum Abschluss noch ein paar poetische Worte, die mich in meinem Werdegang berührt haben und mein Weltbild geformt haben.


Ein Text von Gerhard Roth zum Beruf des Imkers

 „ Lassen Sie mich einige Gedanken zu den Imkern sagen: Ich sehe sie als eine internationale Gemeinschaft. Was sie einigt, ist keine Ideologie und kein Heimatbegriff, sondern das Interesse an der Natur, aus der wir kommen und in der wir aufgehen werden. Die Bienen sind Elementarteilchen dieser Natur.

Mit Respekt und Liebe bin ich in die Welt der Bienen eingetreten. Ich habe gestaunt und war fasziniert. Die Arbeit mit den Bienen ist keine mechanische, keine, die auf einem Denkraster beruht, sonder eine, die mit selbständigen Beobachtungen und Überlegungen zusammenhängt, also eine schöpferische. Sie spricht das Beste im Menschen an, sein Vermögen, Schlüsse zu ziehen, den starken Willen zu erproben, die Selbstbeherrschung zu lernen und seine Fähigkeit, das andere, in diesem Fall ein Tier, zu lieben, auch wenn es mitunter eine schmerzhafte Liebe sein kann. Die Geschichte der Imkerei ist ein Wechselspiel von Irrtümern und überraschenden Erkenntnissen. Heute geht es um den Fortbestand der Natur und daher auch der Bienen.

Nur ein beschränkter Imker wird in den Bienen allein den materiellen Vorteil sehen, den er aus ihrer Arbeit ziehen kann, der Kluge wird immer das Ganze im Auge behalten. Wie oft habe ich im Gedanken einen Bienenschwarm mit dem Sternenhimmel verglichen, dessen Ordnung uns bislang rätselhaft blieb.“


Wir sind alle eins

Die Kraft, die uns leitet,
ist dieselbe Kraft,
die die Sonne entflammt,
die die Meere belebt,
die Kirschen erblühen lässt.

Die Kraft, die uns bewegt,
ist dieselbe,
die den Samen aufweckt,
mit seiner ewigen Botschaft des Lebens.

Das Leben gestaltet unser Schicksal
nach den selben Gesetzen,
die die Blumen an die Bienen binden.

In der Sonnenblume der Harmonie
sind wir alle eins.


Zum Thema Frauen in der Imkerei

Früher war ja der Mensch ein Honigjäger und nach alten Felszeichnungen zu schließen, waren es damals auch Frauen, die sich in steile Wände wagten, um Honig zu ernten. Später im Zeidlerwesen gibt es wenige Hinweise auf Imkerinnen, doch wird schon damals ein Gutteil der Arbeit auf Frauen abgefallen sein, ohne große Erwähnung zu finden. Diese Tradition scheint es bis heute zu geben. Es gab und gibt die Ausnahmen und so gibt es in der Bienenforschung und Imkerei immer wieder Frauen, die ihren Weg gehen. In der Vergangenheit war es für Frauen sicher nicht leicht im betont männlich dominierten Umfeld der Imkerei Fuß zu fassen.

Heute gibt es immer weniger Imker und nach und nach wird neben der Jugendarbeit auch das große Potential der Frauen Aufmerksamkeit und Wertschätzung finden. Sobald die ersten Schritte getan sind, wird sich ähnlich wie bei der Jugendarbeit ein großes Feld eröffnen, das bebaut werden will und die Saat wird aufgehen.

Frauen tun sich schwer mit langwierigen und schwerfälligen Strukturen. Netzwerke für Frauen haben heute viel Erfolg und so etwas Ähnliches wird auch für die Imkerinnen zielführend sein.

Gabriele Langmeyer
Imkerin und Mitarbeiterin des „Bienenvaters“